Schutzengel für alle Felle Tierschutz Oberpfalz e.V.
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92360 Mühlhausen
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Ein Gastbeitrag vom Robert vom Team Kanienchen Ratgeber.
Neben Katzen und Hunden zählen Kaninchen zu den gefragten Haustieren. Häufig werden die kuscheligen Hoppler falsch verstanden und gehalten, weil Kaninchen als anspruchslos gelten. Das Gegenteil ist jedoch der Fall, sie können es einem nur nicht sagen.
Als Fluchttiere müssen Kaninchen schnell laufen und beim Springen Haken schlagen. Sie wollen nicht hochgehoben werden, da dies für sie Gefahr bedeutet, wenn sie vom Boden hochgehoben werden (wie z. B. wenn sie von einem Greifvogel oder einem Fuchs gepackt werden). Außerdem wollen sich frei bewegen können. Im kleinen Kaninchenstall geht das nicht. Neben Verhaltensstörungen würde ein beengter Stall auch zu Fehlstellungen am Skelett führen. Damit es Kaninchen gut geht müssen sie sich bis ins hohe Alter viel bewegen können.
Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz erklärt im „Merkblatt Nr. 157 – Heimtiere: Kaninchen“, dass bereits für zwei Hauskaninchen eine Grundfläche von wenigstens 6 m² notwendig ist. Dieses gelte nur für Kaninchen mit einem Gewicht bis zu 3 kg. Für größere Rassen ist dementsprechend mehr Platz nötig. Für jedes weitere Kaninchen ist die Grundfläche um 20 % zu erweitern.
Bei dem benötigten Platz stellt sich in vielen Wohnungen die Frage, wie sich die Kaninchen unterbringen lassen. Wer 6 m² abgrenzt, muss häufig zur einen Seite noch Platz für sich selber haben. Viele Kaninchenhalter richten ihren Mitbewohnern direkt ein ganzes Zimmer ein oder trennen einen ganzen Teil davon ab.
Kaninchen lassen sich auch an Toiletten gewöhnen, selbst wenn sie nie zu 100 % stubenrein werden. Ein robuster und rutschfester Boden reicht, solange es mehrere Klos und wenigstens eine Buddelkiste gibt. Außerdem sind pro Kaninchen mindestens eine Schutzhütte nötig sowie die Tiere eine Futter- und Wasserstelle benötigen.
Wer für zwei Kaninchen besser drei als zwei Schutzhütten, eine Buddelkiste, zwei Kaninchenklos und einen Tunnel zum Spielen in die 6 m² integriert, hat die Fläche bereits vollstehen. Genau das soll zu einer Längsseite nicht passieren, damit die Tiere wenigstens zu einem kurzen Sprint ansetzen, in die Luft springen oder sich langgestreckt hinlegen können. Die ganze Einrichtung soll deswegen nur die Hälfte des Raumes blockieren.
Für mittelgroße Rassen wären eher 10 m² notwendig. Die ganz großen Riesenkaninchen brauchen dennoch nicht viel mehr Platz, da sie durch die Trägheit ihrer Masse etwas eingeschränkt sind. Stallhasen oder Kaninchen von 4 – 8 kg haben sehr häufig Probleme mit dem Bewegungsapparat, da ihr Körper einfach nicht für diese Masse ausgelegt ist.
Wer mit dem Platz sehr knapp ist, sollte seine Kaninchen möglichst täglich für mehrere Stunden in einen größeren Raum lassen. Hier dürfen keine Kabel, nagbaren Kunststoffe, Giftpflanzen oder andere Gefahrenquellen lauern.
Wer es genau nimmt, würde selbst für kleine Rassen 10 m² Grundfläche oder 6 m² mit täglichem Auslauf für nur zwei Exemplare wählen.
Viele haben einen Garten und finden in diesem eine geschützte Stelle für das Schutzhaus mit einer grünen Weide davor. Genau das würde auch den Kaninchen viel besser als die Innenhaltung gefallen, solange sie sich für die Außenhaltung eignen.
Nur gesunde Kaninchen mit nicht zu langem oder kurzem Fell kommen durch matschiges Regenwetter und den frostigen Winter. Das gilt für Rex-Kaninchen nur bedingt. Bei ihnen ist das Grannenhaar kürzer, welches deswegen Nässe schlechter ableitet und weniger isoliert. Wichtig bleibt immer, dass die Kaninchen sich spätestens ab September an die fallenden Temperaturen gewöhnen können und nicht zwischendurch doch ins Haus kommen.
Das einmalige Problem der Außenhaltung ist die Schutzhütte mit Auslauf. Die Kaninchen sollen nicht nur drinnenbleiben, die Fressfeinde müssen draußen bleiben. Ein Gestell aus Holzlatten mit etwas Kükendraht wird also nicht funktionieren. Viel realistischer wäre es, einen günstigen Carport aufzustellen und anzupassen. Vorab sollte ein Blick in die örtliche Bauordnung erfolgen.
Solch ein Carport hat den Vorteil, dass ein Großteil der Grundfläche ohnehin im Schatten liegen soll. Nun muss es lediglich Punktfundamente geben, um alles aufzubauen. Wer unten als Begrenzung eine Kesseldruckplatte anbringt, kann im Innern alte Terrassenplatten verlegen, die mit einem weichen Untergrund ausgestattet werden sollten, um Fehlbildungen an den Hinterläufen zu vermeiden. Diese sollen ein Gefälle zu der Seite haben, wohin das Wasser abfließen kann. Wegen drohendem Dauerregen wäre es sogar gut, wenn sich der Bodengrund etwas abhebt.
Es wird eine Tür eingebaut, um den Rest der offenen Seite mit einem Gitterdraht zu verkleiden. Nur zur Wetterseite, die nach Westen liegt, wird eine Fassadenverkleidung aus Holz angebracht. Kaninchen vertragen keine Zugluft, weswegen die Schutzhütte an einer besonders geschützten Stelle stehen muss. Hier eignen sich sogar Kaninchenställe aus dem Handel, wenn sie durchgehend offen bleiben. Damit die Tiere sich aus dem Weg gehen können, muss es wenigstens eine Schutzhütte pro Tier geben.
Beim Gitter-/Volierendraht ist dringend darauf zu achten, dass die Maschenweite maximal 19 x 19 mm beträgt. Der feuerverzinkte Draht muss außerdem punktverschweißt sein und eine Drahtstärke von 1,3 mm haben. Ansonsten passen Marder durch oder beißen sich durch. Aus diesem Grund darf es auch zum Boden und zum Dach keine kleinen Öffnungen geben. Der Volierendraht sollte ca. 20-40 cm tief in den Boden eingegraben und mit dem Gehege verbunden werden, dann ist dies vor Fressfeinden wie Füchsen oder Mardern, die sich durchgraben, geschützt.
Es gibt viele andere Möglichkeiten, um ein Gehege mit Schutzhaus für Hauskaninchen zu bauen. Wer den Tieren genug sichere Grundfläche bieten will, wird an einer aufwändigen Konstruktion nicht herumkommen. Ein Problem lautet, dass Kaninchen noch oben Luft haben wollen. Eine niedrige Decke behagt ihnen nicht und stört bei den Luftsprüngen oder Männchen-machen. Wer am Draht spart und einen Auslauf mit aufklappbarer Decke plant, muss auch hier wenigstens einen Meter Höhe kalkulieren.
Auf einer kleinen Grundfläche wird Rasen nicht lange halten. Wer die Möglichkeit hat, kann einen weiteren Auslauf einzäunen, um die Kaninchen unter Aufsicht herauszulassen. Wer geschickt ist, verbindet alles mit einer kleinen Zwischentür.
Unsere heutigen Hauskaninchen sind sehr stark durch ihre Instinkte geprägt und können nicht anders. Für eine artgerechte Haltung müssen sie mindestens zu zweit leben. Sie vertragen sich aber nicht immer untereinander. Es kommt deswegen auf eine vorsichtige Vergesellschaftung der Tiere an. Sie treffen möglichst in einem Raum aufeinander, den sie beide nicht kennen. Hier müssen sie sich vorsichtig beschnuppern, einander jagen und sie kämpfen auch gegeneinander. Solange kein Blut fließt, sollen sie nicht gestört werden. Ist eine Vergesellschaftung gescheitert, kann man die Kaninchen für zwei Wochen ohne Sicht- und Riechkontakt trennen und es anschließend auf neutralem Boden noch einmal probieren. Sollte es dann wieder nicht klappen, ist die Vergesellschaftung gescheitert, und es sollten für die Kaninchen andere Partner gesucht werden. Meerschweinchen eignen sich generell nicht, da ihre Körpersprache anders ist. Kaninchen benötigen immer wenigstens ein richtiges Kaninchen, auch der Mensch kann dieses nicht ersetzen.
Für die Gesellschaft ist es abgesehen von einer Zucht immer notwendig, Böcke zu kastrieren. Diese werden sich untereinander ansonsten erbittert bekämpfen. Zusammen mit weiblichen Kaninchen werden sie ununterbrochen Nachwuchs zeugen. Selbst bei Weibchen sprechen einige Gründe für das Kastrieren. Sie sind dann ruhiger und einige schwer verlaufende Erkrankungen können nicht ansetzen.
Am einfachsten ist es, Jungtiere aneinander zu gewöhnen. Ausgewachsene Kaninchen sind territorialer. Hier kann es helfen, ein weniger dominantes Kaninchen mit einem dominanteren zu vergesellschaften. Außerdem sollen in kleinen Gruppen nur Kaninchen einer Altersgruppe zusammen leben. Diese harmonieren untereinander besser.
Für die Harmonie zwischen Mensch und Kaninchen ist ebenfalls ein erstes Kennenlernen sehr wichtig. Kaninchen wollen nicht hochgehoben oder gejagt werden. Wer es mit seinen neuen Mitbewohnern ernst meint, nimmt sich Möhren und ein Buch und setzt sich zu seinen Kaninchen.